Das Schreiben lernen gehört zu den wichtigsten Kindheitserfahrungen. Denn das Erfassen des geschriebenen Wortes gilt als Meilenstein in der kindlichen Entwicklung. Dabei ist der Schrifterwerb aufgrund unserer Sprachstruktur gar nicht mal so einfach. Doch keine Sorge! Mithilfe unterschiedlicher Lernmethoden, einfachen Tricks und einer individuellen Förderung machen unsere Jüngsten schnell erste Fortschritte. Eine gezielte frühkindliche Bildung kann den Schrifterwerb zudem unterstützen.
Wie funktioniert das Schreiben lernen?
Hinter dem Schreiben lernen verbirgt sich ein komplexer Prozess, der bereits vor dem Eintritt in die Schule einsetzt. So ist der Schrifterwerb für unsere Jüngsten ein völlig neues Medium, welches sie erst einmal begreifen müssen. Schließlich unterscheidet sich die Schrift deutlich von der gesprochenen Sprache (Bredel, Fuhrhop, Noack, 2011). Dieses Bewusstsein kann dabei anhand einer gezielten Sprachförderung aktiv gestärkt werden. So ist der Weg von den ersten Krakeleien bis hin zu einer schönen Schrift gar nicht mal so schwer. Sollte Dein Kind beim Schreiben noch Unterstützung benötigen, kannst Du gerne in unserer Rubrik Nachhilfe Grundschule vorbeischauen.
Wann sollten Kinder erste Schreibübungen absolvieren?
Alle Eltern stellen sich früher oder später die Frage, wann ihr Kind das Schreiben lernen soll. Oft werden Kinder in den ersten Schuljahren an Buchstaben und Laute herangeführt. Doch bereits im Kindergarten kann mit den ersten Schwungübungen begonnen werden. Dabei eignen sich unsere Jüngsten erste Fähigkeiten vor der eigentlichen Grundschulzeit an. Dabei gilt es als erwiesen, dass insbesondere visuelle Fertigkeiten, die das Kind bereits vor der Einschulung erworben hat, den Lernerfolg in der Schule nachhaltig steigert (Küspert, Schneider, 2008). Laut einer Studie der Universität Koblenz-Landau erwerben Kinder folglich schon durch das Betrachten von Bilderbüchern ein Verständnis von Schriftlichkeit, da sie Bild- und Textelemente miteinander verknüpfen. Diese Erfahrung wirkt sich dabei förderlich auf den Prozess des Schreibenlernens aus.
Schreiben lernen im Kindergarten
Einige Kinder machen bereits im Kindergarten ihre ersten Schreibversuche. So kennen einige von ihnen bereits erste Buchstaben oder können sogar ihren eigenen Namen schreiben. Manche Kinder haben zudem schon das Bedürfnis, mehr über Schrift und Sprache zu lernen. Vor dem Schulbeginn werden idealerweise schon erste Schwungübungen durchgeführt, um die richtige Stifthaltung zu trainieren. Aber auch Eltern können die motorischen Fähigkeiten im Alltag spielerisch fördern. Was viele nicht wissen: Wenn Kinder basteln, trainieren sie die Grundlagen für ein sauberes und ordentliches Schriftbild. Indes schult das kreative Arbeiten nicht nur die Feinmotorik, sondern stärkt zugleich die Auge-Hand-Koordination.
Vorschulzeit
Die Vorschule soll, wie der Name schon sagt, Kinder auf den schulischen Alltag vorbereiten. Somit ist auch das Schreiben lernen bereits ein Teil dessen. Jedoch werden hierbei nur die ersten Basis-Übungen vermittelt. Zudem ist zu beachten, dass manche Kindertagesstätten nicht dazu verpflichtet sind, Schreibunterricht anzubieten. Dennoch kann eine frühe Förderung laut der Universität Bamberg von Vorteil sein. Indes gilt es als erwiesen, dass die Vorschulzeit den Einstieg in die erste Klasse deutlich erleichtert. Du möchtest Deinen Schützling vor dem Schulstart unterstützen? In unserem Bereich Deutsch Nachhilfe findest Du viele weitere hilfreiche Tipps, wie Du Dein Kind beim Schrifterwerb unterstützen kannst.
Methoden – So lernt Dein Kind schreiben
Für Kinder ist die Welt der Buchstaben verlockend und rätselhaft zugleich. Da beim Schreiben unterschiedliche Sinne angesprochen werden, gibt es vielfältige Möglichkeiten, um das korrekte Schreiben von Buchstaben, Wörtern und Sätzen zu vermitteln. Die gängigsten Lernmethoden haben wir für Dich im Folgenden zusammengefasst. So gelingt der Schrifterwerb auch im Homeschooling.
Schreiben nach Gehör
Bei dieser Lernmethode handelt es sich um ein Konzept, bei dem Kinder die Wörter so aufschreiben, wie sie sie eben hören. Die sogenannte Anlauttabelle hilft dabei dem Buchstaben ein Bild zuzuordnen. Zum Buchstaben „A“ gehört dann zum Beispiel das Bild eines Apfels und zum „B“ die Illustration eines Baumes. Anhand dieser bildlichen Sprache entwickeln unsere Jüngsten Schritt-für-Schritt ein erstes Sprachgefühl und lernen die ersten Buchstaben kennen. So können Kinder sofort mit dem Schreiben einzelner Wörter, Sätze oder kleinen Geschichten beginnen. Dabei lernen sie verbindliche Rechtschreibregeln erst in der dritten Klasse kennen.
Fibel-Methode
Das Schreiben lernen mit der Fibel-Methode bezieht sich auf das Lernen von Wörtern durch das aktive Lesen. Dabei sind Wörter in der Fibel häufig sehr einfach und wortgetreu dargestellt, sodass auch längere Wörter insbesondere beim Silbenlesen gut verstanden werden können. Die Kinder lernen durch das Lesen somit auch die exakte Rechtschreibung der Wörter, was ihnen bei den Schreibübungen ungemein hilft.
Rechtschreibwerkstatt
Allerdings kann auch eine Rechtschreibwerkstatt nützlich sein. Diese unterteilt dabei die Rechtschreibkompetenz in verschiedene Lernbereiche, die letztlich alle aufeinander aufbauen. Dazu gehören Übungen zur Laut-, Wort- und Satzebene, die dem Kind das Schreiben lernen erleichtern sollen. Grundsätzlich soll während der Teilnahme an der Rechtschreibwerkstatt das Gespür der Kinder für die logischen Zusammenhänge des Schreibens geschärft werden.
9 Tipps und Ideen zum Schreiben lernen
Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, um unsere Jüngsten beim Schrifterwerb zu unterstützen. Doch oftmals wissen viele Eltern nicht, welche Methode für das eigene Kind infrage kommt. Damit sich Dein Schützling Schritt-für-Schritt zu einem echten Wortakrobaten entwickelt, haben wir 9 Tipps für das spielerische Schreiben lernen zusammengestellt.
1. Das ABC lernen
Bevor Dein Kind mit dem Schreiben lernen beginnt, sollte er zuvor unbedingt das Alphabet beherrschen. Um diese wichtige Voraussetzung zu schaffen, helfen Abbildungen des Alphabets im Alltag. Dabei kannst Du das ABC lernen mit kleinen Übungen verbinden. So kannst Du ihm zum Beispiel beibringen seinen eigenen Namen zu schreiben. So entwickelt er langsam ein erstes Gefühl für Buchstaben und Laute.
2. Schwungübungen stärken feinmotorische Fähigkeiten
Schwungübungen helfen Kindern dabei, den Umgang mit dem Stift zu erlernen. Denn schließlich benötigt man fürs Schreiben gut koordinierte und feine Bewegungen. Bevor Dein Jüngster also Zahlen und Buchstaben schreiben lernt, muss er ein Gefühl für die Bewegung des Stiftes entwickeln. Dabei ist die Auge-Hand-Koordination für unsere Jüngsten eine richtige Herausforderung. Schließlich erfordert das genaue Zeichnen der Buchstaben eine hohe Konzentration. Mit den passenden Schwungübungen kann sogar die richtige Stifthaltung (Dreipunktgriff) verbessert werden.
Gewusst?
Um die Schreibmotorik zu verbessern, eignen sich viele einfache Alltagsübungen, die die manuellen Bewegungsabläufe trainieren. Lass‘ Dein Kind beispielsweise beim Backen den Teig kneten, um seine Fingerfertigkeiten zu optimieren.
3. Nutze die richtigen Stifte
Für das erfolgreiche absolvieren von ersten Schreibübungen, spielen die richtigen Arbeitsmaterialien eine große Rolle. So sind zum Beispiel dünne, rutschige Stifte für die kleinen Kinderhände nicht geeignet. Schließlich müssen die Kleinen erstmal die richtige Motorik trainieren. Daher sollten insbesondere am Anfang dicke Stifte mit Noppen benutzt werden.
4. Vorlesen vermittelt Freude am Schreiben
Wer seinem Kind das Schreiben schon früh beibringen möchte, sollte ihm unbedingt viel vorlesen. So weckt das regelmäßige Lesen nicht nur die Begeisterung für das geschriebene Wort, sondern fördert zudem die Entwicklung eines ausgeprägten Sprachgefühls. Denn dieses ist besonders wichtig, um später einzelne Buchstaben zu Silben und Wörter zusammensetzen zu können. Wer früh viel und lange vorliest, stärkt nicht nur die Grundvoraussetzungen fürs Schreiben, sondern weckt zudem die Lust aufs Lesen lernen.
5. Setze auf kreative Schreibspiele
Kinder lieben Spiele. Diese Tatsache ist für Eltern ein echter Vorteil und sollte unbedingt genutzt werden, wenn das Erlernen von Buchstaben ansteht. Denn sobald der Unterhaltungswert fehlt, werden unsere Jüngsten schnell unruhig und langweilen sich. Daher sind kreative Schreibspiele die ideale Lösung, um spielerisch Kompetenzen zu fördern. So kann man mit bunten Stempeln erste Wörter drucken. Aber auch einfache Kreuzworträtsel mit vorgemalten Antworten eignen sich hervorragend, um erste Begriffe schreiben zu lernen. Am besten schreiben Eltern die richtige Lösung mit Bleichstift vor. Nach dem Erraten des Wortes malt das Kind die Buchstaben mit einem Filzstift oder Buntstift nach. Auch dann, wenn Dein Kind schon schreiben kann, empfehlen sich immer mal wieder kreative Spiele, bei denen es dann etwa um das Finden von Wörtern einer Wortfamilie gehen kann.
6. Schreiben lernen mit digitalen Medien
Du möchtest das Schreiben lernen zu einem echten Highlight machen? Unsere Jüngsten wachsen nicht nur mit einer unglaublich großen Medienvielfalt auf, sondern digitale Medien sind für sie zugleich unglaublich reizvoll. Nutze die kindliche Faszination und integriere lustige Apps in den Lernprozess. So gibt es einige Apps, mit denen man das ABC und das Schreiben einzelner Buchstaben verinnerlichen kann. Für die Fortgeschrittenen bieten sich aber auch tolle eingelesene Diktate an.
7. Erfolgserlebnisse schaffen
Das Schrifterwerb ist eine ziemlich komplizierte Angelegenheit. So klappt nicht immer alles auf Anhieb. Indes brauchen manche Kinder dafür etwas länger und müssen mehr Zeit investieren. Auf Dauer kann das für unsere Kleinen ziemlich frustrierend sein. Dabei sind Erfolgserlebnisse für den langwierigen Prozess des Schreibenlernens essenziell. Denn ein Kind, welches in regelmäßigen Abständen kleine Erfolgserlebnisse verzeichnet, besitzt nicht nur ein größeres Selbstbewusstsein, sondern ist auch von seinen eigenen Kompetenzen überzeugt. Gestalte daher den Prozess des Schreibenlernens so, dass Dein Schützling regelmäßig kleine Erfolgserlebnisse verzeichnet.
8. Mit Freude und ohne Druck das Schreiben lernen
Der Lerneffekt bei Kindern ist besonders groß, wenn sie mit Begeisterung und ohne Druck lernen. Daher sollte unbedingt darauf geachtet werden, dass das Lernen nicht als langweilige Übungsstunde wahrgenommen wird. Optimal ist es, wenn das Schreibtraining spielerisch in den Alltag integriert wird. Schließlich gilt es als erwiesen, dass eine Atmosphäre mit Wohlfühlfaktor sich nachhaltig auf den Lernerfolg von Kindern auswirkt.
9. Neugier wecken und fördern
Kinder sind in aller Regel von Natur aus neugierig und interessieren sich schon relativ früh dafür, wie der eigene Name geschrieben wird. Diese Neugier können sich Eltern zu Eigen machen und ihren Kindern zum Beispiel zeigen, wie ihr Name geschrieben wird. Andere Kinder hingegen verfassen zum Beispiel gerne den Einkaufszettel für den nächsten Besuch im Supermarkt. Indes gilt: Je näher die Übungen an der Lebenswelt der Kinder sind, desto begeisterter werden sie einen Stift in die Hand nehmen.
Unsere Sprache macht es Kindern, die sich gerade ins Schreiben einfinden, nicht gerade leicht. Eine liebevolle Begleitung durch die Eltern unterstützt sie dabei und kann aufkommende Frustration schon im Vorfeld beseitigen. Generell gilt: Übung macht den Meister! Mit Spaß und Disziplin kann sich Dein Kind nicht nur verbal, sondern auch grafisch ausdrücken.
Literatur
Bredel, Ursula; Fuhrhop, Nanna; Noack, Christina (2011): Wie Kinder lesen und schreiben lernen.
Küspert, Petra; Schneider, Wolfgang (2008): Hören, lauschen, lernen – Anleitung: Sprachspiele für Kinder im Vorschulalter.
FAQs zum Schreiben lernen
Dies ist Geschmackssache, denn jedes Kind bevorzugt andere Schreibutensilien. Generell eignen sich jedoch dickere, dreieckige Buntstifte oder Bleistifte. Besonderen Halt geben hierbei etwa Griffnoppen oder ein spezieller Abrutsch-Schutz. Auch weichere Minen unterstützen das Schreiben zusätzlich.
Hierüber lässt sich keine gesicherte Aussage treffen. Manche Kinder lernen besser, wenn man ihnen das Schreiben mit schriftsystematischen Strukturen beibringt. Andere hingegen bevorzugen den regelgeleiteten Rechtschreibunterricht. Beide Methoden haben ihre Vor- und Nachteile. Indes sollte die Lernmethode immer auf die individuellen Fähigkeiten Deines Schützlings angepasst sein.
Dies ist eher unüblich. Zumeist werden beim Schreiben lernen mehrere Methoden im Wechsel angewandt. Häufig wird der Fibelunterricht mit einer Projektwoche in der Rechtschreibwerkstatt kombiniert.
Kindern sollte immer der unmittelbare Nutzen des Schreiberwerbs vor Augen geführt werden. Dieser besteht darin, dass sie selbst Texte verfassen können. Falls Dein Kind mal keine Lust aufs Üben hat, findest Du in unserem Artikel zur Lernmotivation viele hilfreiche Tipps.
Nein, da jedes Kind sich unterschiedlich schnell entwickelt, ist dies kein Grund zur Sorge. Schließlich handelt es sich beim Schreiberwerb um einen komplexen Vorgang, der mehrere Gehirnareale einschließt. Daher ist es absolut normal, dass Dein Kind sich erstmal herantasten muss.